ALL OUR FUTURES war ein partnerschaftliches Projekt des Schauspiel Frankfurt im Spannungsfeld zwischen Zukunftsvision, kulturellem Erbe und künstlerischer Imagination, mit dem insgesamt rund 220 Frankfurter Schülerinnen und Schüler eine Gelegenheit erhielten, ihren eigenen Bestimmungen von Selbst und Stadt Inhalt und Ausdruck zu verleihen. Das dreijährige stadtweite Projekt zählt zu den bislang größten kulturellen Bildungsinitiativen an einem deutschsprachigen Theater.

Vermittels einer künstlerischen Bearbeitung der zentralen Fragen nach Identität, Ort und Zukunft ermöglichte »All Our Futures« den beteiligten Schülerinnen und Schülern, ihre Hoffnungen, Ambitionen, Ängste und Überzeugungen in künstlerischen Prozessen neu zu begreifen. Gemeinsam wurden Regeln für ein gelingendes Zusammenleben und Visionen für die eigene Zukunft ausgehandelt, formuliert und künstlerisch ausgedrückt.

FAKTEN & FIKTIONEN

Warum ALL OUR FUTURES? Wer hat mitgemacht? Und was ist eigentlich ein Tryout? Antworten auf die wichtigsten Fragen. Und ein kleines Glossar.

WER UND WO? Die Durchführung des Projekts fand in Partnerschaft mit einem Netzwerk aus acht Schulen und einer außerschulischen Organisation (Deutscher Kinderschutzbund e.V.) statt. Dieses Netzwerk verband vom Gymnasium bis zur Förderschule alle Schultypen an drei »Schauplätzen« in der Stadt: Unterliederbach und Höchst (»Schauplatz WEST«), Eschersheim, Kalbach-Riedberg und Niederursel (»Schauplatz NORD«) sowie Bergen-Enkheim und Bornheim (»Schauplatz OST«). Insgesamt waren Schülerinnen und Schüler aus 26 Frankfurter Stadtteilen beteiligt.

An jedem der drei »Schauplätze« arbeiteten während der Laufzeit des Projekts vom September 2017 bis zum Februar 2020 drei Teams aus Künstler:innen der Bereiche Performance, Tanz, Musik und Bildende Kunst sowie Lehrende der beteiligten Schulen an regelmäßigen wöchentlichen Terminen mit den Schülerinnen und Schülern zusammen. Vom Februar 2020 bis zum Sommer 2020 war die große gemeinsame Abschlussproduktion des Projekts geplant.

DIE »ALL OUR FUTURES«
Rund 220 Kinder und Jugendliche haben im Laufe des Projekts teilgenommen. Die jüngsten waren zum Projektbeginn zehn Jahre alt, die ältesten 19. Hier eingerechnet sind auch die Schüler:innen, deren Teilnahme schulbedingt bereits nach jeweils einem Jahr zu Ende war. Auch haben einzelne Schüler:innen das Projekt zwischenzeitlich verlassen, während andere hinzugekommen sind. Je nach Zeitpunkt waren zwischen 120 und 200 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig an ALL OUR FUTURES beteiligt. Die Mehrheit aller Schülerinnen und Schüler hat an dem Projekt über die gesamte Laufzeit von drei Jahren teilgenommen.

...UND WER NOCH? Ein Projekt von solchen Dimensionen benötigt viele Mitstreiter:innen. Einen guten Teil davon können Sie unter Mitwirkende nachlesen. Doch selbst damit sind wir noch nicht ganz vollständig: Viele Menschen haben einen wichtigen Beitrag zum Gelingen von ALL OUR FUTURES beigetragen. Zum Beispiel Studierende der Sozialen Arbeit von der University of Applied Sciences in Frankfurt, die die Gruppen während ihrer Übungen und Proben als Hospitant:innen begleitet haben. Oder auch mal der Hausmeister, der die Schüler:innen der Louise-von-Rothschild-Schule trotz anstehender Klassenarbeit zu Hochleistungen motivierte.

SCHAUPLÄTZE ALL OUR FUTURES erstreckte sich über das gesamte Frankfurter Stadtgebiet. Je nach Himmelsrichtung erhielten die Gruppen mitsamt Künstler:innen-Teams ihren Namen. Die jeweils einzelnen Orte, an denen sich die Gruppen zusammenfanden, haben wir »Schauplätze« genannt. Ganz anschaulich wird die AOF-Karte hier.

TRYOUT Die künstlerische Arbeit der Gruppen wurde mehrmals im Jahr in Arbeitsschauen (»Tryouts«) präsentiert. Neben den Tryouts in den jeweiligen Stadtteilen (»Schauplatz-Tryouts«) gab es Große Tryouts bzw. Abschluss-Tryouts, die zum Beispiel im Bockenheimer Depot oder im Schauspielhaus Quartier bezogen haben. Hier konnten andere Teilnehmer:innen und ihre Familien, die Schulgemeinden und die interessierte Öffentlichkeit Aufführungen, Ausstellungen und Performances der ALL OUR FUTURES ansehen und oft genug auch aktiv miterleben. Insgesamt wurden die 28 öffentlichen Veranstaltungen des Projekts von über 7.000 Zuschauer:innen besucht.

DREI JAHRE, DREI THEMEN Jedes Jahr bei ALL OUR FUTURES stand unter einem eigenen Namen, das die künstlerischen Prozesse und die sich hieraus entwickelnden Fragestellungen prägte. Im ersten Jahr wurden DIE WELTEN erforscht – die eigenen und die der anderen. Im zweiten Jahr ging es für die Jugendlichen mit DIE REISEN immer öfter in den Stadtraum und in die Stadtteile. Nicht zuletzt, um den anderen Teilnehmer:innen zu begegnen. Das dritte Jahr schließlich stand unter dem Motto DIE GRÜNDUNG – aus den erarbeiteten Ansätzen und Fragestellungen sollte hier etwas gemeinsames Neues entstehen.

FACHTAGUNG Unter dem Titel »Allianzen im Dreieck Kulturinstitution-Schule-Kunst: Haltungen hinter den Handlungen« fand im Abschlussjahr von ALL OUR FUTURES eine Fachtagung mit 150 Teilnehmer:innen aus dem gesamten Bundesgebiet statt, auf der die Erfahrungen des Projekts mit anderen Akteur:innen der Branche ausgetauscht wurden.
Das Programm der Tagung ist hier zu sehen, und Eindrücke von der Tagung finden Sie hier.

DER KRÖNENDE ABSCHLUSS Am Ende des dreijährigen Projekts stand eine große Abschlussinszenierung mit allen Beteiligten auf der Bühne des Schauspielhauses: DIE GRÜNDUNG (Arbeitstitel), später nach Tina Müllers Stück in FLIEGENDE AUTOS umbenannt. Tatsächlich kam dann urplötzlich alles ganz anders als gedacht: Corona-bedingt musste die Aufführung leider entfallen. Aus dem gemeinsamen Theaterstück auf der großen Bühne wurde der gleichnamige Abschlussfilm, und selbst der konnte auf Grund der sich verschärfenden Pandemie schließlich nicht mit allen Teilnehmer:innen gemeinsam präsentiert werden. Stattdessen war er über mehrere Wochen im Stream über die SCHAUSPIEL-Webseite zu sehen. Einen Trailer und Stills aus FLIEGENDE AUTOS finden Sie hier. Einen Zwischenruf von Regisseurin Jessica Glause mitten in der Pandemie gibt es hier zu lesen. Der Film ist auf DVD veröffentlicht worden und kann über das Junge Schauspiel bestellt werden.

Weitermachen erwünscht: Was es hier zu sehen gibt

Mit AOF – Die Dokumentation wollen wir das, was sich während der drei Jahre oft gerade hinter, vor oder fernab irgendeiner Bühne ereignet hat, nämlich in den Proberäumen und in den Schulen, auf der Straße und bei Spontan-Aktionen im Frankfurter Stadtraum, für ein breites Publikum nachvollziehbar machen. Als Rückblick und zugleich auch als Staffelstab in die Zukunft – oder besser gesagt: in eine von vielen möglichen Zukünften.

Hier kann man jetzt genau nachlesen, was zum Beispiel im ersten Projektjahr passiert ist, welche Highlights 2018 auf dem Programm standen oder wie die jugendlichen Teilnehmer:innen das vorletzte Jahr verbracht haben. Außerdem kommen die Menschen, die ALL OUR FUTURES getragen haben, hier noch einmal zu Wort: Neben Porträts von und Interviews mit den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern, Autorin Tina Müller und Regisseurin Jessica Glause kann man zum Beispiel nachlesen, warum es zum Theater für manche Schüler:innen ein weiterer Weg ist als für andere und was so ein Projekt aus Unterstützer:innen-Sicht bedeutet. Außerdem lässt die künstlerische Leitung drei Jahre AOF Revue passieren, wobei auch die berühmte selbstkritische »Was-würdet-ihr-heute-anders-machen«-Frage beantwortet werden soll. So ist diese Dokumentation nicht nur Archiv, sondern auch Anregung: Wer ein ähnliches Projekt plant, kann hier jederzeit vorbeischauen, sich inspirieren lassen und eigene Ideen entwickeln. 

Last but not least kommen natürlich die »AOFs« selbst zu Wort. Mit unbestechlichen Ansichten über das Leben und die Schule, mit kühnen Zukunftsprognosen und Erörterungen, wer oder was uns womöglich retten wird. Die Jugend? Nachlesen empfiehlt sich!

Wir wünschen viel Spaß mit »AOF – Die Dokumentation« und sagen recht herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

...und jetzt bitte der Applaus: Das Publikum bei einem großen Abschluss-Tryout.