Treffpunkt: die Kantine der Louise-von-Rothschild-Schule. Etwas skeptisch nehmen die Ankommenden die ausliegende Tageskarte unter die Lupe: Vorspeise Pizza -- Hauptgang Drei Gruppen, Drei Themen -- Dessert Das Geheimnis. »Was soll das denn für ein Geheimnis sein? Kann man das essen?« Lili und Franzi raten drauflos, aber das Team schweigt eisern und gibt nicht den kleinsten Tipp. »Da müsst ihr euch schon gedulden. Aber es lohnt sich, versprochen.« Nach der Vorspeise macht sich die gesamte Schauplatzgruppe auf den Weg – es geht einige Meter die Straße runter, am herbstbunten Günthersburgpark vorbei zur Orangerie. »Da warten ja schon Leute!« Anscheinend hat da jemand tatsächlich ganz vergessen, dass die Try Outs jetzt im zweiten Projektjahr öffentlich sind. Vor dem Eingang zwischen Mauer und parkenden Autos wartet also bereits ein kleines Grüppchen aus Eltern und Lehrer:innen.
Der Hauptgang (Drei Gruppen, Drei Themen) wird serviert: In Kleinst-Geschichten erzählen die Schüler:innen der Louise-von-Rothschild-Schule von Umgebungseindrücken, die sie als selbsternannte Reiseführer:innen gesammelt haben, und von kuriosen Anekdoten aus aller Welt: »Das Unheimliche an Ägypten war, dass alle Deutsch sprechen konnten.« Ein Spiel, das wohl jede:r noch aus Kindergeburtstagszeiten kennt, lässt die Gruppe vom Kinderschutzbund wieder aufleben: die ›Reise nach Jerusalem‹. Wer hier in der rasanten Stuhljagd keinen Platz mehr findet, teilt über das Mikro eine Reiseerinnerung: »Als wir eigentlich schon fahren sollten, haben mein Bruder und ich erfahren, dass wir noch eine Woche länger bleiben.« -- »Nach einem Urlaub auf dem Bauernhof musste ich mich von der besten Katze der Welt verabschieden.«
Eine ganz besondere Reise hat die Schule am Ried unternommen: Eineinhalb Stunden Escape-Room im Bahnhofsviertel. Rätsel lösen, Codes knacken und ein Kartenhaus bauen standen dabei auf dem Programm – jede Aufgabe musste gemeistert werden, und zwar ganz ohne Hilfsmittel, denn nur so konnte sich das Team am Ende wieder selbst befreien. »Man steht unter Zeitdruck. 90 Minuten hören sich lang an, aber die gehen total schnell vorbei. Und dann wird es schwierig, wenn man merkt, dass man bei einer Aufgabe nicht mehr weiter kommt.« -- »Da schafft man es nur wieder raus, wenn man sich auf andere Ideen einlässt, nicht hektisch wird und viel nachdenkt.« Und da die beste Erfahrung bekanntlich die selbst gemachte ist, wird die Orangerie kurzerhand zum Escape-Room erklärt.
Los geht die Live-Schnitzeljagd: »Wir brauchen Freiwillige!« Aliya und Sophonias sind sofort dabei. Der erste Hinweis wird in einem Umschlag überreicht: »Folge dem Pfeil hin zu Mann und Frau.« Kein Problem für das Such-Team: Gemeint ist das Toilettenschild. Dahinter versteckt sich der zweite Hinweis: »Was erzeugt Licht?« Jetzt wird es schon heikel, denn Lampen und Leuchten gibt es viele in der Orangerie. Sophonias geht akribisch der Reihe nach alle ab und findet schließlich den Folgezettel im Gehäuse eines Scheinwerfers: »Jetzt kommt Ihr alle ins Spiel! Schaut Euch am Platz um.« Nun dauert es doch eine ganze Weile, bis auch der letzte Stuhl untersucht und der nächste Umschlag endlich gefunden ist. Wieder ist die Gruppe gefragt und folgt der Anweisung: »Stellt alle Stühle weg. Es wird offensichtlich sein, wie es weiter geht. Die Empore und der Raum darunter müssen frei sein.«
Im Halbkreis stehend wandern die Blicke gespannt zur Decke und beobachten den Kranhaken oben auf dem alten Orgelboden. Mit einem gleichmäßigen Summen hebt sich langsam eine riesige Kiste über die Brüstung, schwebt für Sekunden in der Raummitte und senkt sich dann Zentimeter um Zentimeter dem rötlichen Steinboden der Orangerie entgegen. Ein kleiner Umschlag liegt auf der Truhe: »Gebt acht! Die Zeit ist knapp. Baut mit Bedacht von hell nach dunkel.« Hastig wird die Kiste geöffnet: Was erst aussieht wie ein übergroßes Puzzle aus Schaumstoffteilen ist – ein neuer Tanzboden! Jetzt packen alle mit an und so fügen sich die einzelnen Teile fix zu einem raumfüllenden weichen Untergrund, der zukünftig viel mehr Bewegungsarbeit zulassen wird als der ursprüngliche Steinboden. Martina gibt das Signal zur »Einweihung des neuen Bodens«, der bereits kurz darauf bei lauter Musik seine erste ausgelassene Tanz-Session erlebt.