Jorma Foth ist Künstler im Team der Gruppe NORD. Statt zum Interview haben wir ihn um die Beantwortung eines Fragebogens gebeten – zusammengetragen mit Fragen von Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen und anderen, die am letzten AOF-Tryout zugegen waren.

Warum siehst du immer so aus wie ein Clown?
»Selbstverständlich, um meine Autorität zu untergraben.«

Was ist das unkonventionellste Material, mit dem du je gearbeitet hast? Es gibt ja Menschen, die aus allem Möglichen etwas schaffen können. Die/der Fragesteller:in schätzt dich also als einen solchen ein.
»Da eh alles überall in Warenform (oder ihren Versatzstücken) rumliegt, auch die 'Produkte' künstlerischer Arbeit, sehe ich eigentliche keine unkonventionellen Materialien mehr. Ganz sicher arbeite ich mehr auf Seite der billigen, wegschmeissbaren, recyclebaren Materialien. Ich glaube nicht an die geniale Einzelform des sogenannten 'Werkes' (dieses Konzept hat auf jeden Fall auch Verwendung für ein 'unkonventionelles' Material), weshalb ich gerne Material und Prozess eng verflechte, um über Übung (am Material) und Zusammenhang eher zur unkonventionellen Anwendungen eines (klassischen) Materials zu finden.«

Ist Lebkuchen und Pizza backen und töpfern Kunst?
»Der Kontext ist absolut entscheidend. Kunst ist dem Phänomen 'Humor' an diesem Punkt sehr nah. Ich würde Lebkuchen backen (und ähnliche Aktionen) erst in dem Moment als Kunst bezeichnen, wenn es das Mittel zum Thema, zum Gespräch, zur Interaktion ist.«
Bist du manchmal enttäuscht, dass wir/die AOF's so langweilige Antworten geben?
Du scheinst immer noch ne Schippe draufzulegen.
»Enttäuschung ist ein schlechter Ratgeber und führt in Form eines >Beleidigtseins< oft zu besserwisserischen Positionen...die vermutlich haltlos sind, aber ein Machtgefälle etablieren, das einem im Anschluss im Weg rumsteht, wenn man gemeinsam weitermachen will.«

Hast du Wünsche an deine Gruppe?
»Weiter denken! Nicht faul werden, nicht auf die Sättigung und Ermüdung durch dauernd käuflichen Quatsch reinfallen, Faschos erkennen und benennen.« 

Hast du noch unbenutzte Vinylplatten, die du nicht mehr brauchst?
»Nein, ich habe keine Vinylsammlung. Zu schwer, kann man so nicht hören...und ich habe kein Verlangen nach Musik in Objektform.«

Was ist deine Lieblingsband?
»Meine fünf Lieblingsbands des letzten Jahres...
- melvins
- mastodon
- surf nazis must die /bzw. die legitime band des erbes >dean dirg<
- rage against the machine
- lightning bolt«
Wenn man sich anschaut, was du auch selbst künstlerisch machst: Du meinst das wirklich so ganz grundsätzlich, oder? Den hierarchielosen Kunstbegriff?
»Ich meine das wirklich ernst mit der hierarchielosen Arbeit! In der Kunst liegen nur meine Mittel. Die Funktionalität funktionaler Hierarchien streiten wir an dieser Stelle nicht ab, aber man muss andauernd(!) überprüfen, ob man Positionen durchwechseln kann, sich selbst von seiner Position hoch- oder runterbewegen kann und insgesamt eine hohe Frequenz im Wechsel der Zusammensetzung der entscheidungsfindenden Konstellationen fahren. Im Feld sollten die Abstände zwischen den Personen nie derartig groß werden oder bleiben, dass mit dem Wechsel der vorsitzenden Person(en) eine Erschütterung eintritt.

Die Kunst ist ein besonders ergiebiges Arbeitsfeld, weil die zuerst offensichtlichen Machtgefälle zwischen zum Beispiel einer Performerin und einem Publikum sich schon auf den zweiten Blick als hinfällig erweisen. Es ist im Theater eine alte Weisheit, dass die Performerin von einem Publikum, das sie trägt, abhängig ist – genau so, wie das Publikum nichts zu sehen bekommt, wenn niemand performt. Die Beidseitigkeit dieser Abhängigkeit und das Überkreuzgehen der Machtgefälle von Aktivität und Passivität beiden Seiten gleichberechtigt zur Verfügung zu stellen, halte ich für eine zentrale Fähigkeit und Funktion von Kunst – und für den einzigen Zustand, in dem wir uns auf Dauer ein paar weniger Köpfe einschlagen.«

Wieso machen wir dieses Projekt?
»Wieso bist du denn dabei ? (das ist keine schnippische Antwort...)«