»Das Wichtigste für die Jugend ist Geld!« Yasemin, Baran, Meri und Kalistan stehen hoch oben auf den bespielbaren Riesen-Lettern, die repräsentieren, was sie selbst in dem Stück repräsentieren: Die Jugend. Das »DIE« schwebt schillernd über den Köpfen der Vier; auf dem J lehnt Baran lässig an der Brüstung, das U teilen sich Yasemin und Meri, und auf der balkonartigen Plattform über dem G steht Kalistan in schimmernder Hose und Plateauschuhen. Alles glänzt und glitzert. Dazwischen klingen die Rufe der vier ALL OUR FUTURES. Kurze Schlagabtausche. »Was erzählst du da? Meine Freunde sind wie mein‘ Familie!« Aber wenn man zu seinen Freunden ohne Geld kommt? »Schauen Sie sich doch mal um in der Welt! Um gesund zu sein, braucht man Geld!«
Für und Wider der Videokamera
Dass Akteur:innen und Bühnenbild nun überhaupt wieder auf der Großen Bühne stehen können, hätte vor einigen Wochen noch niemand gedacht. Erst kurzfristig kam die Erlaubnis der Behörden, unter strengen Corona-Auflagen den Plan B in die Tat umzusetzen: FLIEGENDE AUTOS wird nun nicht als große Abschlussaufführung vor Publikum stattfinden, sondern als Abschlussfilm. Der soll später schließlich auch aufgeführt werden, je nachdem, wann und wie das die Lage dann zulassen wird. Aktuell plant die Leitung des Projekts mit mehreren Szenarien, wie schon so oft in den letzten Wochen. Im Herstellungsprozess aber liegen Theater und Film bei genauerem Blick weit voneinander entfernt: Die Theatervorstellung produziert ihre Handlung kongruent mit der Zeit, in der sie gespielt wird. Beim Film ist dies – von einigen experimentellen Ansätzen abgesehen – grundlegend anders: Was später im Schnittraum zu einem großen Ganzen zusammengefügt wird, das findet davor in Fragmenten statt. Nur deshalb funktioniert das Unterfangen in Corona-Zeiten, maximal 26 Personen sind auf der Großen Bühne erlaubt, inklusive Technik, Kameraleuten und Regie. Yasemin, Baran, Meri, Kalistan und Ali, der nach der Pause hinzukommen wird, spielen in einem dieser Fragmente – die Parts der anderen, heute nicht anwesenden ALL OUR FUTURES werden während des Drehs zum Beispiel durch Regisseurin Jessica Glause übernommen. Zusammen kommen die Gruppen dann, ganz anders als dies ursprünglich geplant war, erst im Gegenschnitt.
Trotzdem: Die Stimmung ist gut, die Einsätze sitzen. Jessica Glause ist beeindruckt. »Sie haben gar nicht gezählt!«, beschwert sich Baran. Seine Kolleginnen auf dem großen U scheinen auch ohne Einzähler zu wissen, wann ihre Parts an der Reihe sind. Zwei Kameraleute nehmen die ALL OUR FUTURES auf; aus den unterschiedlichen Einstellungen können dann später Gegenschnitte oder Close-ups erstellt werden. Und den beiden Kameras entgeht nichts, wovon auch die Regisseurin profitiert: Sie kann jetzt en détail sehen und hören, was die Schauspieler:innen hoch oben auf ihren Buchstabentribünen machen. Nicht am Mikro rumfuckeln bitte, direkt in die Kamera schauen, nicht an die Decke! Auch die Nervosität wird jetzt überdeutlich sichtbar. Schwitzende Hände, unruhige Beine. Aber die Filmproduktion hat auch ihre Vorteile, findet Jessica Glause: »Das Tolle an der Kamera ist: Wir können so lange drehen, bis es gut ist!« Das nimmt den ALL OUR FUTURES einigen Druck.
Trotzdem: Die Stimmung ist gut, die Einsätze sitzen. Jessica Glause ist beeindruckt. »Sie haben gar nicht gezählt!«, beschwert sich Baran. Seine Kolleginnen auf dem großen U scheinen auch ohne Einzähler zu wissen, wann ihre Parts an der Reihe sind. Zwei Kameraleute nehmen die ALL OUR FUTURES auf; aus den unterschiedlichen Einstellungen können dann später Gegenschnitte oder Close-ups erstellt werden. Und den beiden Kameras entgeht nichts, wovon auch die Regisseurin profitiert: Sie kann jetzt en détail sehen und hören, was die Schauspieler:innen hoch oben auf ihren Buchstabentribünen machen. Nicht am Mikro rumfuckeln bitte, direkt in die Kamera schauen, nicht an die Decke! Auch die Nervosität wird jetzt überdeutlich sichtbar. Schwitzende Hände, unruhige Beine. Aber die Filmproduktion hat auch ihre Vorteile, findet Jessica Glause: »Das Tolle an der Kamera ist: Wir können so lange drehen, bis es gut ist!« Das nimmt den ALL OUR FUTURES einigen Druck.
Döner, Gucci & Theaterglitzer
Nach der Pause kommt noch mehr Bewegung in den Dreh. Keine statische Kamera mehr. Kameramann Ismael steigt die Treppen zu Baran hinauf und filmt ihn jetzt aus der Nähe, natürlich mit Mund-Nasen-Schutz und in gebührendem Mindestabstand. »Haltet euch fest!« Die Riesenbuchstaben werden verschoben, Yasemin, Kalistan und Meri thronen wie Königinnen obendrauf. Nun ist auch Ali dabei, der am unteren Ende der Treppenstufen zum J hinauf Platz genommen hat. Wieder wird erörtert, was man alles von Geld kaufen kann oder soll, Drei-Euro-Blumen und Gucci. Zum Schluss noch eine Art Party-Szene: Einmal bitte rauf auf den Döner! Von dort aus verkündet Baran nun das Ende aller Regeln und Vorschriften, die Menschen anderen Menschen auferlegen. Diskolichter und Nebelmaschine werden angeschmissen, die umstehenden ALL OUR FUTURES streuen Theaterglitzer.