Stockdunkel ist es im Günthersburgpark, nur die Orangerie erleuchtet hell. Drinnen räumen Kristina und Regina die Reste eines vollen Probentags mit ihren AOF-Gruppen auf. Es ist ihr letzter Tag in der Orangerie und es war dies die letzte Probe vor dem großen Finale am 14. Februar. Ein guter Anlass, die gemeinsame Arbeit Revue passieren zu lassen.
Ein Rückblick auf fast drei Jahre ALL OUR FUTURES?
Kristina: Es ist spannend zu sehen, wie sich ein Mensch in zweieinhalb Jahren entwickelt und verändert…
Regina: Wir mussten uns ja auch erst einmal selbst finden, als Menschen, in der Arbeit…
Kristina: Wenn man sonst so ein Projekt mit Kindern oder Jugendlichen macht, dann ist das meist auf ein Jahr begrenzt. Gleichzeitig hat man aber intensivere Proben. Kürzerer Zeitraum, dafür mehr Zeit. Hier mussten wir immer wieder auf Tryouts hinarbeiten, und dies mit wenigen Stunden pro Woche je Gruppe. Das ist schon für alle Beteiligten sehr fordernd.
Regina: Es ist ja auch immer die Frage: Wie entsteht Kunst? Braucht sie Druck oder entsteht sie beim Rumsandeln?
So eine Art Rumalbern?
Regina: Ja, beziehungsweise eher ein Rumtrödeln…so, wie die besten Ideen unter der Dusche entstehen.
Kristina, du bist Tänzerin und Performerin, Regina, du erarbeitest Theaterstücke. Haben euch die fast drei Jahre mit den AOF in eurer eigenen künstlerischen Arbeit beeinflusst? Über ein Maß hinausgehend, in der natürlich alles alles beeinflussen kann?
Kristina: Mhhh…
Regina: Schwierige Frage.
Kristina: Direkt nicht. Indirekt ist es so, wie du sagst: Natürlich beeinflusst mich alles, was mir im Leben begegnet...
Regina: Ich muss natürlich ganz woanders ansetzen, als ich das bisher in meinen Arbeiten gemacht habe. Meine Komfortzone verlassen, ganz andere Ausdrucksmittel ausprobieren. Vielleicht hat mich das, so ganz allgemein gesprochen, in meiner eigenen Arbeit beeinflusst. Auf menschlicher Ebene habe ich natürlich enorm viel mitgenommen…
Zum Beispiel?
Regina: Ich habe viele Einblicke erhalten in Lebenswelten, die in meiner Stadt sich abspielen, in die ich sonst aber überhaupt keinen Zugang habe.
Kristina nickt zustimmend.
Regina: Es gibt schon einmal Rangeleien und oft auch sehr deutliche Worte. Viele Schüler:innen halten nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg! Oder auch, wie viele verschiedene Potentiale sie entwickeln, die in der Schule gar nicht abgefragt werden, die dort keine Rolle spielen. In manchen Klassen werden zehn, fünfzehn verschiedene Sprachen gesprochen!
Ein Rückblick auf fast drei Jahre ALL OUR FUTURES?
Kristina: Es ist spannend zu sehen, wie sich ein Mensch in zweieinhalb Jahren entwickelt und verändert…
Regina: Wir mussten uns ja auch erst einmal selbst finden, als Menschen, in der Arbeit…
Kristina: Wenn man sonst so ein Projekt mit Kindern oder Jugendlichen macht, dann ist das meist auf ein Jahr begrenzt. Gleichzeitig hat man aber intensivere Proben. Kürzerer Zeitraum, dafür mehr Zeit. Hier mussten wir immer wieder auf Tryouts hinarbeiten, und dies mit wenigen Stunden pro Woche je Gruppe. Das ist schon für alle Beteiligten sehr fordernd.
Regina: Es ist ja auch immer die Frage: Wie entsteht Kunst? Braucht sie Druck oder entsteht sie beim Rumsandeln?
So eine Art Rumalbern?
Regina: Ja, beziehungsweise eher ein Rumtrödeln…so, wie die besten Ideen unter der Dusche entstehen.
Kristina, du bist Tänzerin und Performerin, Regina, du erarbeitest Theaterstücke. Haben euch die fast drei Jahre mit den AOF in eurer eigenen künstlerischen Arbeit beeinflusst? Über ein Maß hinausgehend, in der natürlich alles alles beeinflussen kann?
Kristina: Mhhh…
Regina: Schwierige Frage.
Kristina: Direkt nicht. Indirekt ist es so, wie du sagst: Natürlich beeinflusst mich alles, was mir im Leben begegnet...
Regina: Ich muss natürlich ganz woanders ansetzen, als ich das bisher in meinen Arbeiten gemacht habe. Meine Komfortzone verlassen, ganz andere Ausdrucksmittel ausprobieren. Vielleicht hat mich das, so ganz allgemein gesprochen, in meiner eigenen Arbeit beeinflusst. Auf menschlicher Ebene habe ich natürlich enorm viel mitgenommen…
Zum Beispiel?
Regina: Ich habe viele Einblicke erhalten in Lebenswelten, die in meiner Stadt sich abspielen, in die ich sonst aber überhaupt keinen Zugang habe.
Kristina nickt zustimmend.
Regina: Es gibt schon einmal Rangeleien und oft auch sehr deutliche Worte. Viele Schüler:innen halten nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg! Oder auch, wie viele verschiedene Potentiale sie entwickeln, die in der Schule gar nicht abgefragt werden, die dort keine Rolle spielen. In manchen Klassen werden zehn, fünfzehn verschiedene Sprachen gesprochen!
Ein Dankeschön an den Raum
In eurem Team befindet sich noch Alex, der für Musik zuständig ist. Das ist vielleicht etwas weiter weg als bei euch, die im weiteren Sinne beide mit Performance zu tun haben. Bei den Proben habt ihr immer wie ein sehr eingespieltes Team gewirkt. Hat sich das natürlich so ergeben mit der Aufgabenteilung? Oder seid ihr euch anfangs schon in die Quere gekommen?
Kristina: Ich finde, wir kommen uns immer noch in die Quere! Gar nicht im negativen Sinne. Aber wir haben uns schon irgendwie auf einer Linie getroffen. Das ist Teil der Teamfindung.
Regina: Kristina und Alex sind ja auch außerhalb von AOF Teil eines Kunstkollektivs. Da gibt es also auch bei den beiden einige Schnittstellen. Was uns aber schon verbindet: Alle drei hatten wir das Anliegen, dass es hier nicht um unsere Künstler-Egos geht. Sondern um die Kinder und Jugendlichen und um deren Sprache, deren Bewegungen, deren Wünsche und Ideen.
Habt ihr selbst Wünsche, was aus diesem Projekt nachhallen soll? Glaubt ihr, dass etwas nachhallen wird?
Beide: Wir konnten mit diesem Projekt vielleicht einen Anstoß geben, eine Zugänglichkeit schaffen zu einer Sphäre, die vielen Schüler:innen bisher unbekannt war, oder die sie vielleicht auch erst einmal nicht so interessiert hat.
Regina: Ich wünsche mir, dass all dies nicht verpufft, nicht im Sande verläuft. Dass es weiter ein Bestandteil sein kann im Leben der Jugendlichen. Mich hat es schon tief getroffen, wie viele Schüler:innen eigentlich keinerlei Erwartung an die Zukunft haben. Dass einige mit dreizehn, vierzehn schon resigniert klingen – weil sie sich oft nicht trauen, Wünsche zu formulieren, oder auch, weil schon jemand anders diese für sie formuliert. Eltern, Gesellschaft. Oft ging es darum, Kinder, die in irgendeiner Schublade steckten, dort erst einmal herauszuholen.
Kristina: Manchmal sind die Zugänge, von denen du erzählst, von außen betrachtet ganz einfach. Aber für die Schüler:innen macht es den Unterschied ums Ganze. Berührt hat mich ein Abend mit der Schule am Ried, ein Besuch im Schauspiel: Es war eine ganz und gar freiwillige Sache, und jeder, der sich angemeldet hat, ist gekommen. So eine Motivationslage ist nicht selbstverständlich. Es wurde einmal nichts von ihnen erwartet, stattdessen etwas geboten. Dort werden Karten für uns an der Kasse hinterlegt, wir sind eingeladen, willkommen – so banal das klingen mag, es hat einen Unterschied für viele gemacht. Und die Urteile über das Stück waren dann auch interessant, denn wie gesagt hält hier niemand mit seiner Meinung hinter dem Berg … einige fanden es gut, andere weit hergeholt oder langweilig, aber alle waren involviert.
Nun ist heute auch euer letzter Abend in der Orangerie. Ihr habt diesen Raum oft auch als Herausforderung empfunden…
Beide: Ja! Er ruft einfach von allen Wänden her >Geschichte<! Es ist nicht gerade ein neutraler Probenraum. Und er unterscheidet sich auch deutlich von den Raumsituationen, in denen die Schüler:innen später zum Beispiel auf der Theaterbühne stehen.
Regina: Trotzdem haben wir die Orangerie natürlich sehr liebgewonnen. Das Licht ist toll! Wenn die Sonne scheint, hat man hier eine fantastische Stimmung. Eine Flut von Farben, die durch die Fenster bricht. Irgendjemand funkelt plötzlich im Lichtschein… Und so fühlte sich auch ein bisschen das Projekt an, du siebst und siebst und stehst bis zur Hüfte oder bis zum Hals im Wasser und dann, plötzlich, ein Klümpchen Gold, unverhofft...
Kristina: Die Geschichte der Orangerie ist auch eine besondere. Dieser Ort wurde gemacht von Menschen für Menschen...deshalb passten wir mit diesem Projekt dann irgendwie doch sehr gut hier herein.
Beide: Jetzt wird es aber fast ein bisschen sentimental. Schreib‘ doch, wie wir uns von der Orangerie verabschieden. Wir sagen jetzt noch einmal ein großes Dankeschön an den Raum!
Kristina: Ich finde, wir kommen uns immer noch in die Quere! Gar nicht im negativen Sinne. Aber wir haben uns schon irgendwie auf einer Linie getroffen. Das ist Teil der Teamfindung.
Regina: Kristina und Alex sind ja auch außerhalb von AOF Teil eines Kunstkollektivs. Da gibt es also auch bei den beiden einige Schnittstellen. Was uns aber schon verbindet: Alle drei hatten wir das Anliegen, dass es hier nicht um unsere Künstler-Egos geht. Sondern um die Kinder und Jugendlichen und um deren Sprache, deren Bewegungen, deren Wünsche und Ideen.
Habt ihr selbst Wünsche, was aus diesem Projekt nachhallen soll? Glaubt ihr, dass etwas nachhallen wird?
Beide: Wir konnten mit diesem Projekt vielleicht einen Anstoß geben, eine Zugänglichkeit schaffen zu einer Sphäre, die vielen Schüler:innen bisher unbekannt war, oder die sie vielleicht auch erst einmal nicht so interessiert hat.
Regina: Ich wünsche mir, dass all dies nicht verpufft, nicht im Sande verläuft. Dass es weiter ein Bestandteil sein kann im Leben der Jugendlichen. Mich hat es schon tief getroffen, wie viele Schüler:innen eigentlich keinerlei Erwartung an die Zukunft haben. Dass einige mit dreizehn, vierzehn schon resigniert klingen – weil sie sich oft nicht trauen, Wünsche zu formulieren, oder auch, weil schon jemand anders diese für sie formuliert. Eltern, Gesellschaft. Oft ging es darum, Kinder, die in irgendeiner Schublade steckten, dort erst einmal herauszuholen.
Kristina: Manchmal sind die Zugänge, von denen du erzählst, von außen betrachtet ganz einfach. Aber für die Schüler:innen macht es den Unterschied ums Ganze. Berührt hat mich ein Abend mit der Schule am Ried, ein Besuch im Schauspiel: Es war eine ganz und gar freiwillige Sache, und jeder, der sich angemeldet hat, ist gekommen. So eine Motivationslage ist nicht selbstverständlich. Es wurde einmal nichts von ihnen erwartet, stattdessen etwas geboten. Dort werden Karten für uns an der Kasse hinterlegt, wir sind eingeladen, willkommen – so banal das klingen mag, es hat einen Unterschied für viele gemacht. Und die Urteile über das Stück waren dann auch interessant, denn wie gesagt hält hier niemand mit seiner Meinung hinter dem Berg … einige fanden es gut, andere weit hergeholt oder langweilig, aber alle waren involviert.
Nun ist heute auch euer letzter Abend in der Orangerie. Ihr habt diesen Raum oft auch als Herausforderung empfunden…
Beide: Ja! Er ruft einfach von allen Wänden her >Geschichte<! Es ist nicht gerade ein neutraler Probenraum. Und er unterscheidet sich auch deutlich von den Raumsituationen, in denen die Schüler:innen später zum Beispiel auf der Theaterbühne stehen.
Regina: Trotzdem haben wir die Orangerie natürlich sehr liebgewonnen. Das Licht ist toll! Wenn die Sonne scheint, hat man hier eine fantastische Stimmung. Eine Flut von Farben, die durch die Fenster bricht. Irgendjemand funkelt plötzlich im Lichtschein… Und so fühlte sich auch ein bisschen das Projekt an, du siebst und siebst und stehst bis zur Hüfte oder bis zum Hals im Wasser und dann, plötzlich, ein Klümpchen Gold, unverhofft...
Kristina: Die Geschichte der Orangerie ist auch eine besondere. Dieser Ort wurde gemacht von Menschen für Menschen...deshalb passten wir mit diesem Projekt dann irgendwie doch sehr gut hier herein.
Beide: Jetzt wird es aber fast ein bisschen sentimental. Schreib‘ doch, wie wir uns von der Orangerie verabschieden. Wir sagen jetzt noch einmal ein großes Dankeschön an den Raum!