Zu übersehen sind sie jedenfalls nicht bei ihrer Ankunft an der Frankfurter Hauptwache: Mit metergroßen Plakaten unterm Arm sammeln sich die Schüler:innen der Ludwig-Erhard-Schule am U-Bahn-Gleis, um das nächste Foto zu schießen und an die Gastgeber:innen im Gymnasium Riedberg zu schicken. Die wiederum verfolgen über diese Form der Live-Dokumentation die Reise der beiden Besuchergruppen durchs Stadtlabyrinth – noch bevor das eigentliche Try Out überhaupt losgeht. Heute treffen für sich alle für eine gemeinsame »Demonstration der nächsten Menschen« - noch weiß allerdings niemand so genau, was sich dahinter verbirgt, nur Transparente und Parolen sollten sie vorbereiten mit allem, was ihnen für sich selbst, die Stadtgesellschaft und ihre Frankfurter Lebenswelt wichtig ist. Denise fordert »Mehr Natur!«, Sailem »Gerechte Steuern!« und Hakan gleich ganz konsequent »Keine Steuern!«.
Als die U8 einfährt, beginnt die zweite Aktion im städtischen Raum: Riesige rot-blau-grüne Schlauchtücher werden möglichst unauffällig und in Windeseile untereinander verteilt. Das Besondere: Sie sind elastisch und lassen sich bequem in sämtliche Richtungen ausdehnen. Zwei, drei Teilnehmer:innen verschwinden jeweils in einem Tuch zu einer zähen Stoffmasse und wabern zur Überraschung der anderen Fahrgäste über die Sitze der U-Bahn oder erstrecken sich monströs vor den Außentüren.
Am Ziel angekommen, treffen einige Bahnen später auch die Gäste des Kinderschutzbunds mit ihren Schildern und plakativen wie provokativen Kurzsätzen ein. Gemeinsam zieht der Trupp los Richtung Gymnasium, ein heller, sandsteinfarbener Neubau, der um diese Uhrzeit bereits wie ausgestorben auf dem weitläufigen Platz liegt. Und während die Putzteams auf den verschiedenen Gängen gerade die Überreste eines langen Schultages zusammenkehren, werden die Ankommenden mit frischen Waffeln, Obst und Getränken zum zweiten Reise-Try Out dieses Stadtprojekts empfangen.
Die Zeit ist knapp und so legt Valerie rasch mit ihrer geradezu lyrischen Begrüßung los: » … was kommt danach? Habt ihr mal darüber nachgedacht? Wir sind neugierig auf etwas – in nichts und allem. Wir brauchen unseren Glauben…« Die Besucher:innen sind natürlich nicht mit leeren Händen gekommen – nachdem sich alle in einem großen Kreis gegenüberstehen, erklärt Kristina das Gastgeschenk des Kinderschutzbundes. Mitgebracht haben sie eine Bewegungsübung für die spätere Demo draußen auf dem Vorplatz. Theo gibt ein Beispiel und fängt eine kleine Bewegung an, stampft mit dem rechten Bein rhythmisch auf und klatscht in die Hände, wiederholt den Ablauf, die anderen stimmen ein – bis jemand die nächste Bewegung an einer anderen Stelle im Raum anfängt und die Konzentration damit auf seinen Standpunkt längt. Paul holt ein Megafon aus der Ecke und lässt eine ohrenbetäubende Sirene laufen: »Wenn ihr das hört, bedeutet das ›Freeze‹ für alle! Ihr friert also für die Dauer des Signals in eurer Bewegung ein.« Mit diesem Mini-Flashmob soll die ›Demonstration der nächsten Menschen‹ gleich starten.
Leander zieht einen Karton in die Mitte der Aula, »Davon nimmt sich bitte jeder eine!«, und die ersten fangen an, die silber-goldenen Rettungsdecken auszupacken und sich für den einheitlichen Demonstrationslook überzuwerfen, Stirnbinden zu basteln oder als Umhang zu tragen. Jetzt steht noch der Schildertausch unter den Gruppen an, denn niemand soll mit dem eigenen Plakat nach draußen gehen, sondern die kreativen Ideen der anderen (à la »Keinen Deutschunterricht, da wir so oder so jeden Tag deutsch sprechen« oder »Make Earth Great Again!«) spazieren tragen.
Endlich geht es raus zum großzügig angelegten Platz zwischen Rewe-Markt und U-Bahn-Station, ausgestattet mit Trillerpfeifen und Papiertröten ist im schummrigen Dämmerlicht zumindest niemand mehr zu überhören. Durch Pauls Megafon schallen teils kryptische Parolen in Endlosschleife: »Neuanfang … mehr Natur … Teleporter zu Familien … mehr Tatendrang … gebt dem Etwas etwas Raum«. Ein eisiger Wind fegt über die freie Fläche vor dem Riedberg-Zentrum und bringt die goldenen Umhänge zum Rascheln. Die ›nächsten Menschen‹ beginnen konzentriert ihren Flashmob: Bewegung schließt sich an Bewegung und erweckt die ganze Gruppe zu fiebrig-konzentriertem Leben. Und es funktioniert: Die ersten Passant:innen bleiben neugierig stehen und versuchen sich einen Reim auf die Aktion zu machen. Aufmerksam studieren sie jedes Plakat, die meisten davon machen es mit ihren bunt gemischten, bodenständigen wie fiktiven Forderungen allerdings schier unmöglich herauszufinden, worum es den springenden, klatschenden, rufenden Jugendlichen vor ihnen eigentlich geht. Nur vereinzelt wagt mal jemand direkt nachzufragen, die meisten entscheiden sich stattdessen einigermaßen irritiert, doch besser einfach nur das eben gekaufte Abendessen nach Hause zu tragen. Die ›nächsten Menschen‹ jedenfalls machen unbeirrt weiter, formieren sich in den verschiedensten Bewegungen zu immer neuen Gemeinschaften, die, jede für sich, konzentriert an ihrem Ablauf festhält und die Demo-Performance souverän durchspielt. Kurz bevor Finger und Füße zu kalt werden, ist es Zeit für die lautstarke, poetisch-codierte Abschlusskundgebung über Pauls Megafon: »… Wir alle! Wie lange noch? Wir als neue Generation. Wir machen Veränderung und wir machen Zukunft. Etwas entsteht. Was wollen wir verändern? Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, was das Etwas ist. Fragen über Fragen. Das Etwas hat uns erfasst. Gebt dem Etwas eine Chance! …«
Als die U8 einfährt, beginnt die zweite Aktion im städtischen Raum: Riesige rot-blau-grüne Schlauchtücher werden möglichst unauffällig und in Windeseile untereinander verteilt. Das Besondere: Sie sind elastisch und lassen sich bequem in sämtliche Richtungen ausdehnen. Zwei, drei Teilnehmer:innen verschwinden jeweils in einem Tuch zu einer zähen Stoffmasse und wabern zur Überraschung der anderen Fahrgäste über die Sitze der U-Bahn oder erstrecken sich monströs vor den Außentüren.
Am Ziel angekommen, treffen einige Bahnen später auch die Gäste des Kinderschutzbunds mit ihren Schildern und plakativen wie provokativen Kurzsätzen ein. Gemeinsam zieht der Trupp los Richtung Gymnasium, ein heller, sandsteinfarbener Neubau, der um diese Uhrzeit bereits wie ausgestorben auf dem weitläufigen Platz liegt. Und während die Putzteams auf den verschiedenen Gängen gerade die Überreste eines langen Schultages zusammenkehren, werden die Ankommenden mit frischen Waffeln, Obst und Getränken zum zweiten Reise-Try Out dieses Stadtprojekts empfangen.
Die Zeit ist knapp und so legt Valerie rasch mit ihrer geradezu lyrischen Begrüßung los: » … was kommt danach? Habt ihr mal darüber nachgedacht? Wir sind neugierig auf etwas – in nichts und allem. Wir brauchen unseren Glauben…« Die Besucher:innen sind natürlich nicht mit leeren Händen gekommen – nachdem sich alle in einem großen Kreis gegenüberstehen, erklärt Kristina das Gastgeschenk des Kinderschutzbundes. Mitgebracht haben sie eine Bewegungsübung für die spätere Demo draußen auf dem Vorplatz. Theo gibt ein Beispiel und fängt eine kleine Bewegung an, stampft mit dem rechten Bein rhythmisch auf und klatscht in die Hände, wiederholt den Ablauf, die anderen stimmen ein – bis jemand die nächste Bewegung an einer anderen Stelle im Raum anfängt und die Konzentration damit auf seinen Standpunkt längt. Paul holt ein Megafon aus der Ecke und lässt eine ohrenbetäubende Sirene laufen: »Wenn ihr das hört, bedeutet das ›Freeze‹ für alle! Ihr friert also für die Dauer des Signals in eurer Bewegung ein.« Mit diesem Mini-Flashmob soll die ›Demonstration der nächsten Menschen‹ gleich starten.
Leander zieht einen Karton in die Mitte der Aula, »Davon nimmt sich bitte jeder eine!«, und die ersten fangen an, die silber-goldenen Rettungsdecken auszupacken und sich für den einheitlichen Demonstrationslook überzuwerfen, Stirnbinden zu basteln oder als Umhang zu tragen. Jetzt steht noch der Schildertausch unter den Gruppen an, denn niemand soll mit dem eigenen Plakat nach draußen gehen, sondern die kreativen Ideen der anderen (à la »Keinen Deutschunterricht, da wir so oder so jeden Tag deutsch sprechen« oder »Make Earth Great Again!«) spazieren tragen.
Endlich geht es raus zum großzügig angelegten Platz zwischen Rewe-Markt und U-Bahn-Station, ausgestattet mit Trillerpfeifen und Papiertröten ist im schummrigen Dämmerlicht zumindest niemand mehr zu überhören. Durch Pauls Megafon schallen teils kryptische Parolen in Endlosschleife: »Neuanfang … mehr Natur … Teleporter zu Familien … mehr Tatendrang … gebt dem Etwas etwas Raum«. Ein eisiger Wind fegt über die freie Fläche vor dem Riedberg-Zentrum und bringt die goldenen Umhänge zum Rascheln. Die ›nächsten Menschen‹ beginnen konzentriert ihren Flashmob: Bewegung schließt sich an Bewegung und erweckt die ganze Gruppe zu fiebrig-konzentriertem Leben. Und es funktioniert: Die ersten Passant:innen bleiben neugierig stehen und versuchen sich einen Reim auf die Aktion zu machen. Aufmerksam studieren sie jedes Plakat, die meisten davon machen es mit ihren bunt gemischten, bodenständigen wie fiktiven Forderungen allerdings schier unmöglich herauszufinden, worum es den springenden, klatschenden, rufenden Jugendlichen vor ihnen eigentlich geht. Nur vereinzelt wagt mal jemand direkt nachzufragen, die meisten entscheiden sich stattdessen einigermaßen irritiert, doch besser einfach nur das eben gekaufte Abendessen nach Hause zu tragen. Die ›nächsten Menschen‹ jedenfalls machen unbeirrt weiter, formieren sich in den verschiedensten Bewegungen zu immer neuen Gemeinschaften, die, jede für sich, konzentriert an ihrem Ablauf festhält und die Demo-Performance souverän durchspielt. Kurz bevor Finger und Füße zu kalt werden, ist es Zeit für die lautstarke, poetisch-codierte Abschlusskundgebung über Pauls Megafon: »… Wir alle! Wie lange noch? Wir als neue Generation. Wir machen Veränderung und wir machen Zukunft. Etwas entsteht. Was wollen wir verändern? Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, was das Etwas ist. Fragen über Fragen. Das Etwas hat uns erfasst. Gebt dem Etwas eine Chance! …«