Das Komische an Einwegkameras, da sind sich die drei Mädels einig, ist ja, dass man beim Knipsen nie so genau weiß, ob das Bild eigentlich was geworden ist und ob überhaupt drauf ist, was man durch den Sucher gesehen hat. Richtig oldschool, so ganz ohne display, Filter und Löschfunktion. »Manchmal sieht‘s viel dunkler aus als in Wirklichkeit. Hier ...«, Asima zieht ein Parkplatz-Foto aus dem ›Aussortiert‹-Stapel hervor, imHintergrund ist noch gerade so die Leuchtschrift eines großen Discounters lesbar, »… das kann man fast nicht erkennen. Dabei ist das einer meiner Lieblingsplätze. Ich bin hier so oft, treffe Leute –« sie überlegt kurz und lacht: »... aber auch, weil ich Essen liebe.« Zusammen haben die Schüler:innen des Schauplatzes WEST bereits alternative Stadtpläne entwickelt und sie mit schwarzem Edding auf quadratmetergroße Packpapierbahnen gezeichnet: Wo befinden sich besondere Orte, Plätze, die mir etwas bedeuten, welche Distanzen liegen dazwischen und wie sieht eigentlich der Weg von A nach B aus? Treffpunkt für die Schüler:innen der Walter-Kolb-Schule ist heute wieder das JuKuz Höchst. Schritt zwei steht an, um die eigenwilligen Geoinformationen zu vervollständigen: In den letzten Tagen waren alle mit Einwegkameras unterwegs und haben Umgebungen, Objekte und Stimmungen eingefangen. »Das waren Orte, an denen sie oft sind«, so erklären es Florence und Leander vom Künstlerteam, »und mit denen sie eine Geschichte verbinden.« Eben diese Geschichten sollen gleich zu Papier gebracht werden, damit aber nicht genug: auch die Geräusche zu den Motiven interessieren. Gibt es einen charakteristischen Sound? Kannst Du Deinen Lieblingsort mit verbundenen Augen allein am Klang wiedererkennen? Warum ist das so? Dann geht es unversehens in die Fiktion: Was passiert wohl mit Euren Orten quer durch die Zeiten? Wer wohnt in diesem oder jenem Haus in 50 Jahren? Wie wird die Zukunft hier wohl riechen? Blüht der Baum noch? Wegen der Erderwärmung vielleicht sogar das ganze Jahr? Was hat den Platz vor hunderten von Jahren ausgemacht, als hier noch kein Discounter stand? Zwischen Vergangenheit und Zukunft liegt nur ein Nebensatz, der ganze Zeitdimensionen eröffnet. Konzentriert arbeiten die verschiedenen Kleingruppen drauflos, schließlich steht das nächste Try Out schon vor der Tür und die Geschichten sollen im besten Fall auch in unterschiedlichen Körpersprachen, ritualisierten Gesten und über Geräuschkulissen erzählt werden. Britta trägt den großen Packen frisch entwickelter Fotos herein – Spannung und Erstaunen sind groß, als kritisch begutachtet wird, was die Kameras nun tatsächlich eingefangen haben. Asima nickt zufrieden, der Innenhof des JuKuz ist auf ihrem Foto gut zu erkennen: »Hier fühle ich mich am wohlsten.« Sie tippt auf den Bildausschnitt. »Das habe ich auch extra so fotografiert: ›From where I stand‹.« Der Blick der Kamera zeigt den gepflasterten Hof. »Da stehen wir nämlich immer, das ist nah an der Tür, ich bin schnell in Freiheit und zu Hause.« Eces Fotos liegen noch vollkommen ungeordnet direkt daneben auf dem Tisch: Aber warum gibt es exakt die gleiche Aufnahme von dem gelben Reihenhaus zwei Mal? »Naja, weil wir eben auch zwei Mal darin wohnen. Meine Familie, aber auch meine Tante wohnen dort und ich bin eigentlich immer zwischen unseren beiden Wohnungen unterwegs, deswegen. Jetzt muss ich mir überlegen, wer hier wohl in 50 Jahren wohnt. Vielleicht meine Geschwister und ich, aber dann sind wir alle schon richtig alt.«
Am Nachbartisch hat Anas eine Fotostrecke gelegt, einen bebilderten Weg, den er nur zu gut kennt: »Das ist bei Schwanheim, wo ich wohne. Ich komme hier eigentlich jeden Tag vorbei, wenn ich von der Schule nach Hause gehe.« Eine Haltestelle, typisches Häuschen leuchtend türkis, Fahrplanaushang, weiß-graue Hausfassaden dicht an dicht, den ganzen Weg runter bis zum Spielplatz, Schaukel, Kletterturm, alle Fotos sind menschenleer, auf dem Fußballplatz direkt nebenan wächst kaum noch ein Grashalm, so plattgetreten ist die Strecke zwischen den beiden Toren. Die Zukunft liegt nicht weit entfernt, Anas bastelt an einer Schwanheim-Vision für das Jahr 2019: »Ich glaube, hier wird auch ein großes Haus stehen statt dem Spielplatz, und nur eine kleine Fläche zum Spielen, dafür aber ein Parkplatz. Das passiert oft so.« Was war denn früher hier als die Häuser noch nicht standen? Nachdenklich sieht er seine Fotos durch: »Vielleicht ja Spielplätze.«
Ein unscheinbarer Grünstreifen am Bürgersteig ist für Asma zu einem ganz besonderen Ort geworden: »Das ist wirklich verrückt – ich habe hier schon mehrmals Dinge verloren, die dann aber wieder aufgetaucht sind.« Ihr Foto zeigt dichtes Efeugestrüpp. »Hier habe ich einmal mein Armband verloren, später aber mit einer Freundin wiedergefunden. Ein anderes Mal war meine Uhr plötzlich verschwunden. Als wir kamen, um danach zu suchen, lief eine Frau auf uns zu. Sie hatte meine Uhr schon gefunden und gab sie mir zurück.« Währenddessen ist Mimozas Kiosk längst Teil einer Phantasiegeschichte geworden: »In zehn Jahren kommen die Leute hier nicht mehr hin, um Alkohol zu kaufen, dann steht hier nämlich längst eine Karaoke-Bar!«
Am Nachbartisch hat Anas eine Fotostrecke gelegt, einen bebilderten Weg, den er nur zu gut kennt: »Das ist bei Schwanheim, wo ich wohne. Ich komme hier eigentlich jeden Tag vorbei, wenn ich von der Schule nach Hause gehe.« Eine Haltestelle, typisches Häuschen leuchtend türkis, Fahrplanaushang, weiß-graue Hausfassaden dicht an dicht, den ganzen Weg runter bis zum Spielplatz, Schaukel, Kletterturm, alle Fotos sind menschenleer, auf dem Fußballplatz direkt nebenan wächst kaum noch ein Grashalm, so plattgetreten ist die Strecke zwischen den beiden Toren. Die Zukunft liegt nicht weit entfernt, Anas bastelt an einer Schwanheim-Vision für das Jahr 2019: »Ich glaube, hier wird auch ein großes Haus stehen statt dem Spielplatz, und nur eine kleine Fläche zum Spielen, dafür aber ein Parkplatz. Das passiert oft so.« Was war denn früher hier als die Häuser noch nicht standen? Nachdenklich sieht er seine Fotos durch: »Vielleicht ja Spielplätze.«
Ein unscheinbarer Grünstreifen am Bürgersteig ist für Asma zu einem ganz besonderen Ort geworden: »Das ist wirklich verrückt – ich habe hier schon mehrmals Dinge verloren, die dann aber wieder aufgetaucht sind.« Ihr Foto zeigt dichtes Efeugestrüpp. »Hier habe ich einmal mein Armband verloren, später aber mit einer Freundin wiedergefunden. Ein anderes Mal war meine Uhr plötzlich verschwunden. Als wir kamen, um danach zu suchen, lief eine Frau auf uns zu. Sie hatte meine Uhr schon gefunden und gab sie mir zurück.« Währenddessen ist Mimozas Kiosk längst Teil einer Phantasiegeschichte geworden: »In zehn Jahren kommen die Leute hier nicht mehr hin, um Alkohol zu kaufen, dann steht hier nämlich längst eine Karaoke-Bar!«