Donnerstag, 16. Mai, zwischen zirka 9 und 17 Uhr. Morgen ist das zweite, große Gesamt-Tryout in dieser Spielzeit. Eine gute Gelegenheit, sich noch einmal einen Überblick zu verschaffen; vielleicht sogar die beste, denn morgen wird es voll sein und laut im Bockenheimer Depot, schneller getaktet und so weiter. Hier also eine grobe Skizze einiger ALL OUR FUTURES vom Probentag (und ein paar mehr im zweiten Teil, dann vom Tryout selbst). Fangen wir gleich an.
AUF DEM PLATZ, Louise-von-Rothschild-Schule Oft kommt die Chance, den Prozess einer einzelnen Gruppe über mehrere Proben nacheinander zu begleiten, nicht. Umso spannender, die Schüler:innen, die wir letzte Woche in der Orangerie besucht hatten, in dieser Generalprobe direkt noch einmal über den imaginären Platz in Frankfurt laufen zu sehen. Erster Eindruck: Alle sind ziemlich motiviert. Das ist auch nötig, findet Kristina: »Holt es direkt wieder raus! Wir haben nicht so viel Zeit. Nicht abwarten. Legt gleich los!« Ein paar Durchläufe bleiben jeder Gruppe für ihre aller letzte Probe, mehr nicht. Die Licht- und Bühnentechniker müssen diverse Bereiche der Halle koordinieren, auch die Licht- und Soundprobe gehört also zum Gesamtpaket. Und da ist doch nochmals einiges anders als in der Orangerie mit ihrem zart einfallenden Tageslicht: »Oh Gott, das tut in den Augen weh!« Auch der Raum ist ein anderer: Jetzt können alle erstmalig sehen, wo genau das Publikum sitzen wird. »Ihr könnt ruhig die Bühne erweitern,« meint Kristina. »Nutzt den Raum! Geht in Richtung Publikum!« Trotz der vielen neuen Kleinigkeiten, die heute eine Umstellung erfordern, sitzt die Darstellung. Souveräne Gesichter. Einfallsreiche Gänge. Klingt toll auf dem Aufführungsboden. Klick-Klack! Auch sonst hat sich die Gruppe einiges ausgedacht, das bei der letzten Probe noch nicht dabei war. Oder zumindest nicht so aufgefallen ist: Auf einer Linie balancieren, den Moonwalk machen. Andere Bewegungen, die mehr Exposition bedeuten, fallen deutlich schwerer: Tanzen (auch, wenn mit Freundinnen zusammen). »Denkt an Musik!« gibt Alex als Rat auf den Weg, „Wenn ihr sie euch vorstellt, können wir sie hören!« Und dann geht’s darum, die Dynamik über acht Minuten aufrecht zu erhalten. Nicht aus der Rolle zu fallen. Und sich nicht verunsichern zu lassen.
SICHTBAR-UNSICHTBAR, Walter-Kolb-Schule und eine NUTZLOSE CHOREOGRAFIE DER NÜTZLICHEN BEWEGUNGEN, Hostatoschule Das Team der Walter-Kolb-Schule muss verschiedene Stationen koordinieren: Eine Papierlandschaft, die sich nach und nach füllt und schließlich mit flüssigen Farben über dem Wasserbad im Tageslichtprojektor in psychedelische Lichtspiele getaucht wird (irgendjemand spricht ganz treffend von Lavalampe). Britta leitet eine Gruppe in moderner Tanz-Choreografie an, in der die beiden Mädchen das Kommando über sieben Jungs haben: Ihr Klatschen gibt den Rhythmus für die Gruppe vor. Leander und Florence bauen eine Hörspielstation auf.
Doch aktuell wird alles von der großen Choreo-Gruppe der Hostatoschule überlagert, die ebenfalls vom Team WEST geleitet wird und die bald die große Tribüne bespielen wird: Für den Auftritt in Daft Punk-Manier (grob umrissen: leuchtende Streifen auf Kleidung im Schwarzlicht) muss jede:r Einzelne mit Tape in Neongrün, Neongelb, Neonpink und Neonorange beklebt werden. Bekleben und bekleben lassen wird zu einer der beliebtesten Übersprungshandlung in dieser Stunde: »Ja, gleich, wir müssen ___ [beliebiger Name] noch bekleben!« Leider wird die Mühe der sorgfältig tapenden Choreo-Teilnehmer:innen nicht so gewürdigt, wie sie sich das vermutlich erhofft hatten. »Jetzt hör‘ doch bitte mal auf, deinen Mitschüler zu dekorieren! Der sieht ja bald aus wie ein Weihnachtsbaum!« Es gibt anscheinend auch ein Zuviel des Guten. Aber die Künstlerinnen üben zugleich Verständnis: Klar, ihr seid ein wenig aufgeregt heute. »Aufgeregt? Haha, gar nicht!« Jetzt muss es aber langsam wirklich mal losgehen. ALLE AUF ANFANG!
Und dann liest Anoureth.
»Herzlich Willkommen, – diesen Part wird sie morgen ein paar Mal wiederholen, bis ihr die Aufmerksamkeit des Publikums gewiss ist –
Sie betreten jetzt die Abteilung Bewegung in unserem Museum der nutzlosen Dinge. Nützlich ist ein Mensch oder Ding, wenn er oder es für etwas Bestimmtes gebraucht werden kann.«
Nützlich, erklärt Anoureth weiter, sei dieses Mikro, durch das sie gerade spreche. Oder sie selbst, wenn sie ihrer Mutter Papierkram übersetzt. Das Sinnieren über die Nutzbarmachung von Mensch und Gegenständen (nebenbei ein guter trauriger Text, wie ich finde, aus der Feder von Florence) mündet schließlich in einer Sammlung nützlicher Bewegungen, die nun zu einer letztlich nutzlosen – Kunst halt – Choreografie zusammenkommen. Zu lauten Beats werden Boxschläge in die Luft gegeben und Uhren abgelesen. Plötzlich stoppen Bewegungen und Musik, und Basnama wechselt ans Mikro.
»Wann bist du nützlich?
Was nützt uns die Zukunft?
Wer entscheidet, was von Nutzen sein soll und was nicht?
Warum soll ich mich ständig nützlich machen?
Sind wir der Welt von Nutzen?«
Licht aus.
LEVEL II, Schule am Ried Schwarzlicht soll auch bei der nächsten Choreo-Probe auf der Tribüne eine Rolle spielen. Alle sind sehr geschäftig. Mit einem Notizblock in der Hand wird man zumindest manchmal beachtet. »Bitte schreib‘ auf: Warten auf Technik!« diktiert Regina sehr freundlich, und dann ist die Wartezeit auch schon bald vorbei. ‚So, dann ruft Euch mal alle gegenseitig an,‘ gibt Alex den Startschuss. Displays leuchten im Bühnendunkel. In Warnwesten stürmen einzelne Schüler:innen nun bald darauffolgend auf die Tribüne, erhalten kurze Handlungskommandos von ihren Mitspieler:innen, deren aufgezeichnete Loops im Laufe der Zeit zu einem babylonischen Stimmengewirr anschwellen. Pac Man-Sounds geben den Rahmen vor: Wir befinden uns offenbar in einer Art Game mit mehreren Levels, die Schüler:innen sind unsere Spielfiguren (thematische Überschneidungen zur Nützlichkeitsmachung der anderen Choreo-Gruppe). SCHNELLER! Und dabei bitte, das geht nicht über Lautsprecher ans Publikum raus, nicht stolpern, vorsichtig sein, aufpassen. Laute Schreie, Alarmsignale, Trampeln, Hampelmänner– diese Gruppe scheint heute besonders wenig Hemmungen vor der Bühne mitzubringen. Bis es dann heißt: GAME OVER.
FREIPLATZ, Kinderschutzbund Einen der souveränsten Auftritte dieses Probentages: Die Gruppe des Kinderschutzbund improvisiert und spielt, als ob sie nie etwas anderes getan hätte. Luzi und Lili führen als kesse Conférencières durch die Aufführung, die geschickt mit den Erwartungshaltungen des Publikums spielen wird. Was scheint wie die versehentlich ein wenig zu lang geratene Vorüberlegung zum Stück, ist ganz und gar gewollt. So darf scheinbar frei über den Bühnenboden, Rohre an der Wand assoziiert werden. Und über einen merkwürdigen schwarzen Kasten, der sich bewegt. Und schließlich dann sogar über das Publikum. Doch vorher wird das noch von seinen Plätzen verscheucht: »Entschuldigung, ich müsste mich mal genau dort hin setzen. Dürfte ich Sie bitten, aufzustehen?« Diskussionen helfen nicht, auch der Dramaturg muss die Seite wechseln. Später wird das Publikum noch einer lässig improvisierten Hochzeit beiwohnen dürfen, es wird Livemusik geben, WUT-Mädchen und FREUDE-Junge bringen ihre Emotionen unter die Zuschauer:innen. Fortsetzung folgt.
AUF DEM PLATZ, Louise-von-Rothschild-Schule Oft kommt die Chance, den Prozess einer einzelnen Gruppe über mehrere Proben nacheinander zu begleiten, nicht. Umso spannender, die Schüler:innen, die wir letzte Woche in der Orangerie besucht hatten, in dieser Generalprobe direkt noch einmal über den imaginären Platz in Frankfurt laufen zu sehen. Erster Eindruck: Alle sind ziemlich motiviert. Das ist auch nötig, findet Kristina: »Holt es direkt wieder raus! Wir haben nicht so viel Zeit. Nicht abwarten. Legt gleich los!« Ein paar Durchläufe bleiben jeder Gruppe für ihre aller letzte Probe, mehr nicht. Die Licht- und Bühnentechniker müssen diverse Bereiche der Halle koordinieren, auch die Licht- und Soundprobe gehört also zum Gesamtpaket. Und da ist doch nochmals einiges anders als in der Orangerie mit ihrem zart einfallenden Tageslicht: »Oh Gott, das tut in den Augen weh!« Auch der Raum ist ein anderer: Jetzt können alle erstmalig sehen, wo genau das Publikum sitzen wird. »Ihr könnt ruhig die Bühne erweitern,« meint Kristina. »Nutzt den Raum! Geht in Richtung Publikum!« Trotz der vielen neuen Kleinigkeiten, die heute eine Umstellung erfordern, sitzt die Darstellung. Souveräne Gesichter. Einfallsreiche Gänge. Klingt toll auf dem Aufführungsboden. Klick-Klack! Auch sonst hat sich die Gruppe einiges ausgedacht, das bei der letzten Probe noch nicht dabei war. Oder zumindest nicht so aufgefallen ist: Auf einer Linie balancieren, den Moonwalk machen. Andere Bewegungen, die mehr Exposition bedeuten, fallen deutlich schwerer: Tanzen (auch, wenn mit Freundinnen zusammen). »Denkt an Musik!« gibt Alex als Rat auf den Weg, „Wenn ihr sie euch vorstellt, können wir sie hören!« Und dann geht’s darum, die Dynamik über acht Minuten aufrecht zu erhalten. Nicht aus der Rolle zu fallen. Und sich nicht verunsichern zu lassen.
SICHTBAR-UNSICHTBAR, Walter-Kolb-Schule und eine NUTZLOSE CHOREOGRAFIE DER NÜTZLICHEN BEWEGUNGEN, Hostatoschule Das Team der Walter-Kolb-Schule muss verschiedene Stationen koordinieren: Eine Papierlandschaft, die sich nach und nach füllt und schließlich mit flüssigen Farben über dem Wasserbad im Tageslichtprojektor in psychedelische Lichtspiele getaucht wird (irgendjemand spricht ganz treffend von Lavalampe). Britta leitet eine Gruppe in moderner Tanz-Choreografie an, in der die beiden Mädchen das Kommando über sieben Jungs haben: Ihr Klatschen gibt den Rhythmus für die Gruppe vor. Leander und Florence bauen eine Hörspielstation auf.
Doch aktuell wird alles von der großen Choreo-Gruppe der Hostatoschule überlagert, die ebenfalls vom Team WEST geleitet wird und die bald die große Tribüne bespielen wird: Für den Auftritt in Daft Punk-Manier (grob umrissen: leuchtende Streifen auf Kleidung im Schwarzlicht) muss jede:r Einzelne mit Tape in Neongrün, Neongelb, Neonpink und Neonorange beklebt werden. Bekleben und bekleben lassen wird zu einer der beliebtesten Übersprungshandlung in dieser Stunde: »Ja, gleich, wir müssen ___ [beliebiger Name] noch bekleben!« Leider wird die Mühe der sorgfältig tapenden Choreo-Teilnehmer:innen nicht so gewürdigt, wie sie sich das vermutlich erhofft hatten. »Jetzt hör‘ doch bitte mal auf, deinen Mitschüler zu dekorieren! Der sieht ja bald aus wie ein Weihnachtsbaum!« Es gibt anscheinend auch ein Zuviel des Guten. Aber die Künstlerinnen üben zugleich Verständnis: Klar, ihr seid ein wenig aufgeregt heute. »Aufgeregt? Haha, gar nicht!« Jetzt muss es aber langsam wirklich mal losgehen. ALLE AUF ANFANG!
Und dann liest Anoureth.
»Herzlich Willkommen, – diesen Part wird sie morgen ein paar Mal wiederholen, bis ihr die Aufmerksamkeit des Publikums gewiss ist –
Sie betreten jetzt die Abteilung Bewegung in unserem Museum der nutzlosen Dinge. Nützlich ist ein Mensch oder Ding, wenn er oder es für etwas Bestimmtes gebraucht werden kann.«
Nützlich, erklärt Anoureth weiter, sei dieses Mikro, durch das sie gerade spreche. Oder sie selbst, wenn sie ihrer Mutter Papierkram übersetzt. Das Sinnieren über die Nutzbarmachung von Mensch und Gegenständen (nebenbei ein guter trauriger Text, wie ich finde, aus der Feder von Florence) mündet schließlich in einer Sammlung nützlicher Bewegungen, die nun zu einer letztlich nutzlosen – Kunst halt – Choreografie zusammenkommen. Zu lauten Beats werden Boxschläge in die Luft gegeben und Uhren abgelesen. Plötzlich stoppen Bewegungen und Musik, und Basnama wechselt ans Mikro.
»Wann bist du nützlich?
Was nützt uns die Zukunft?
Wer entscheidet, was von Nutzen sein soll und was nicht?
Warum soll ich mich ständig nützlich machen?
Sind wir der Welt von Nutzen?«
Licht aus.
LEVEL II, Schule am Ried Schwarzlicht soll auch bei der nächsten Choreo-Probe auf der Tribüne eine Rolle spielen. Alle sind sehr geschäftig. Mit einem Notizblock in der Hand wird man zumindest manchmal beachtet. »Bitte schreib‘ auf: Warten auf Technik!« diktiert Regina sehr freundlich, und dann ist die Wartezeit auch schon bald vorbei. ‚So, dann ruft Euch mal alle gegenseitig an,‘ gibt Alex den Startschuss. Displays leuchten im Bühnendunkel. In Warnwesten stürmen einzelne Schüler:innen nun bald darauffolgend auf die Tribüne, erhalten kurze Handlungskommandos von ihren Mitspieler:innen, deren aufgezeichnete Loops im Laufe der Zeit zu einem babylonischen Stimmengewirr anschwellen. Pac Man-Sounds geben den Rahmen vor: Wir befinden uns offenbar in einer Art Game mit mehreren Levels, die Schüler:innen sind unsere Spielfiguren (thematische Überschneidungen zur Nützlichkeitsmachung der anderen Choreo-Gruppe). SCHNELLER! Und dabei bitte, das geht nicht über Lautsprecher ans Publikum raus, nicht stolpern, vorsichtig sein, aufpassen. Laute Schreie, Alarmsignale, Trampeln, Hampelmänner– diese Gruppe scheint heute besonders wenig Hemmungen vor der Bühne mitzubringen. Bis es dann heißt: GAME OVER.
FREIPLATZ, Kinderschutzbund Einen der souveränsten Auftritte dieses Probentages: Die Gruppe des Kinderschutzbund improvisiert und spielt, als ob sie nie etwas anderes getan hätte. Luzi und Lili führen als kesse Conférencières durch die Aufführung, die geschickt mit den Erwartungshaltungen des Publikums spielen wird. Was scheint wie die versehentlich ein wenig zu lang geratene Vorüberlegung zum Stück, ist ganz und gar gewollt. So darf scheinbar frei über den Bühnenboden, Rohre an der Wand assoziiert werden. Und über einen merkwürdigen schwarzen Kasten, der sich bewegt. Und schließlich dann sogar über das Publikum. Doch vorher wird das noch von seinen Plätzen verscheucht: »Entschuldigung, ich müsste mich mal genau dort hin setzen. Dürfte ich Sie bitten, aufzustehen?« Diskussionen helfen nicht, auch der Dramaturg muss die Seite wechseln. Später wird das Publikum noch einer lässig improvisierten Hochzeit beiwohnen dürfen, es wird Livemusik geben, WUT-Mädchen und FREUDE-Junge bringen ihre Emotionen unter die Zuschauer:innen. Fortsetzung folgt.